Schlägt man Lehr- und Fachbücher über Pricing auf, geht es um viele Aspekte. Es geht darum, wie man bei bestimmten Konstellationen aus der Preis-Absatzfunktion den optimalen Preis bestimmt. Es geht darum wie sich der Sachverhalt ändert, wenn es einen Absatzmittler – den Handel gibt. Es geht um die Besonderheiten von Neuprodukten, Preis-Bundling und Sortimentspricing. Es geht um das Organisatorische, die Promotionstaktiken. Es geht um psychologische Effekte von Ankerpreisen, Reihenfolgeeffekte, den Einfluss der graphische Gestaltung, es geht um Schwellenpreise und und und.
Was all diese Fachbücher voraussetzen ist, dass bekannt ist, wie Kunden auf Preise und die Änderung dieser bis zum Kaufwiderstand bei einem Produkt oder einer Dienstleistung ganz grundsätzlich reagieren. Das Objekt der Begierde wird formal als Preis-Absatz-Funktion oder Preiselastizität bezeichnet.
Umso erstaunlicher ist es, das drei Sachverhalte zu konstatieren sind
Nur ausgewählte Neuprodukte werden heute analysiert. Große Player leisten sich Sales-Modelings bei denen auf Basis realer Regalpreise und Absatzdaten, Preis-Absatzfunktionen für bestimmte Produkte in bestimmten Märkten für einen engen Preisbereich berechnet werden können. Diese sind jedoch limitiert auf enge Preisranges und existierende Produkte.
Kurzum, es gibt einen klaren Bedarf, die Preisbereitschaft der Kunden zu verstehen und wie ihre Preissensibilität / Preissensitivität genau ist und wie zu welchen Price Points.
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Strebt man eine breitere Nutzung der Preisbereitschaftsmessung an, so sind vier Zielstellungen maßgeblich:
Als RedBull den Energydrink erfand, war wie bei jedem Neuprodukt die Preisfrage zu klären. Es war den Machern klar: Die Preisbereitschaft wird maßgeblich davon getrieben, wie gut der ganzheitliche Mehrwehrt und Nutzen kommuniziert werden. Drinks mit wagen „Aufputsch-Versprechen“ gab es damals bereits.
Nachdem diese Vorarbeit mustergültig vorangetrieben wurde, führte die Marke eine Van-Westendorp NSS Price Sensitivity Meter (PSM) Analyse durch. Dieser Prozess ist dazu geeignet den Raum möglicher Preispunkte zu erforschen.
Er ergab ein Mehrpreisbereitschaft von 20 bis maximal 50%. Doch die Marke entschied sich später für eine viel höheres Preispremium. Warum?
Van Westendorp ermittelt den Preisraum in dem die Mehrheit der potentiellen Kunden Price Points für grundsätzlich akzeptabel halten. Dieser Preisraum ändert sich aber fundamental, wenn man sich eine spitze Zielgruppe anschaut.
Genau dies tat RedBull und fand ein Preispotential von fast 300%.
Eine valide Preisoptimierung ist jedoch mit dem van-Westendorp Price Sensitivity Meter nicht möglich. „Warum?“ dazu gleich mehr.
Daher kam als nächstes Gabor-Granger zum Einsatz. Sie ermöglich eine Schätzung der Nachfrage, die bei einem Preis entsteht.
Die Optimierungsergebnisse wurden dann in Testmärkten validiert und kalibriert. Der Rest ist Geschichte.
So geht’s methodisch:
Die Van-Westendorp-Methode stammt aus der Marktforschung, wurde 1976 entwickelt von Peter Van Westendorp und basiert auf diesen vier ungestützten Fragen:
Der Erfolg der Auswertung wird in Prozent über vier Kennzahlen für jeden Preispunkt berechnet und von den Befragten wie folgt eingeschätzt:
Die Schnittpunkte dieser Kennzahlen markieren die Preisrange und den (angeblich) optimalen Preis.
Die Methodik ist geeignet ohne jede Einflussnahme, die Preisspanne möglicher Preis-Angaben zu erkunden. Die Auswertungslogik hat eine plausible Anmutung, ist jedoch ein gutes Beispiel dafür, wie irreführend Plausibilität ist.
Es beginnt bereits damit, dass der Preis an dem „Zu teuer = zu günstig“ Punkt keineswegs zu den Preisen gehört, wo die Summe beider Zahlen minimal ist. Dies trifft oft zu, dies is aber eher zufällig.
Weiterhin basiert die Auswertungslogik auf der Idee, die Preise mit der größten Nachfrage zu finden. Diese Idee ist bestenfalls dazu geeignet einen Preiskorridor zu identifizieren, indem die optimalen Preisepunkte zu suchen sind.
Sie ist jedoch nicht dazu geeignet für eine gewinnoptimale Preisfindung. Denn optimale Preise maximieren den Profit, nicht den Umsatz. Der Profit hängt von der Marge ab, die sich aus den Preisen ergeben.
Es ist ein offenes Geheimnis in der Anwenderpraxis (was sich interessanter Weise nicht in der Sprache der Pricing-Literatur widerspiegelt), dass die Van-Westendorp Methode ein Weg sein mag Preiskorridore zu identifizieren, aber ungeeignet ist, das Thema Preisoptimierung gut in den Griff zu bekommen.
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Die van-Westendorp Methode ermöglicht es ganz unvoreingenommen den Rahmen und die Price Range möglicher Preise zu erkunden. Garbor-Granger ist die einfachste Methode eine sinnvolle profitmaximale Preisoptimierung zu ermöglichen.
Beide Verfahrensweisen unterliegen zum Teil starken Befragungsverzerrungen. Je nach Kontext haben Befragte eine grundsätzliche Tendenz ihre Zahlungsbereitschaft zu unterschätzen. Das Ausmaß der Verzerrung ist im Einzelfall sehr unterschiedlich, sodass sie pauschal nicht antizipiert werden kann.
Die Güte der Befragung hängt ebenfalls von der Realitätsnähe der Produktbeschreibung ab. Produkte, deren Zahlungsbereitschaft sich maßgeblich durch den Preis des Vergleichsprodukts (Regal-Nachbar) ergibt, sollten eben genauso so präsentiert werden: ein Regalbeispiel mit einem Ankerpreis des Regalnachbar. Für diesen Fall messen die beiden Ansätze eine Preis-Premium-Bereitschaft statt die Preisabsatz-Funktion.
Für die Vermeidung der Antwortverzerrung hinsichtlich der Unterschätzung der Zahlungsbereitschaften sind sogenannten indirekte Methoden entwickelt worden
Die ersten beiden Methodengruppen erfüllen nicht die oben aufgeführten Eigenschaften. Sie sind nicht einfach aufzusetzen und einfach zu interpretieren, noch sind sie kostengünstig.
Eine Ausnahme stellt Implicit Intelligence dar. Hier werden Messmethoden des Neuroscience verwendet und mit CausalMachine Learning kalibriert. Die Methodik ist zwar elaboriert, für den Benutzer ist sie jedoch so einfach wie Garbor-Granger und die Kosten sind ebenfalls moderat.
Die Methodik wurde von Supra.tools Experten seit 2016 erprobt und perfektioniert. Sie sind eine wertvolle Ergänzung im Methodenspektrum der Preisoptimierung.
Mehr über Implicit Intelligence erfahren Sie in diesem Artikel.
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